
Wintershall Dea / BASF
Profitsteigerung mit Gas- und Ölförderung in Russland
Wintershall Dea ist Deutschlands größter Gas- und Ölkonzern. Das Unternehmen gehört zu 72,7% dem Chemieriesen BASF sowie einer Investmentfirma im Besitz von (sanktionierten) russischen Oligarchen. Wintershall Dea fördert weiter Öl und Gas in Russland – und macht so massive Profite mit Putins Regime.
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Medienberichte legen nahe, dass Wintershall Dea, die Öl- und Gas-Tochter von BASF, an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sein könnte. Neben der Finanzierung des russischen Kriegs gegen die Ukraine über Steuern, wäre das ein weiteres, schweres Vergehen gegen die eigene Nachhaltigkeitsstrategie. Deshalb lädt Ecoaction jetzt Mario Mehren, den Vorstandsvorsitzenden von Wintershall Dea, in die Ukraine ein, damit er sich ein Bild der Folgen seiner Unternehmenspolitik machen kann. Kostiantyn Krynytskyi hat dazu eine Einladung übergeben. Schauen Sie sich unser Video an!

Fast die Hälfte (47,8 %) seines Öls und Erdgases förderte Wintershall Dea 2021 in Russland in Gemeinschaftsprojekten mit Gazprom. Der Konzern hat seine Produktion dort 2022 sogar noch leicht gesteigert. Ungeachtet des Krieges in der Ukraine hat Wintershall Dea im ersten Halbjahr 2022 in Russland Rekordgewinne gemacht: 850 Millionen Euro, das ist der Großteil der Profite des Unternehmens.
„Wintershall Dea fördert seit Jahrzehnten gemeinsam mit Gazprom Öl und Gas in Russland. In den ersten Monaten des Jahres haben sie dort sogar ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahr um das 5-fache gesteigert.“
– Sonja Meister, Energie-Kampaignerin bei Urgewald
Wir fordern
- Wintershall Dea muss sofort die Produktion von Öl und Gas in Russland einstellen!
- Wintershall Dea muss sich aus internationalen Gemeinschaftsprojekten mit den russischen Staatskonzernen Gazprom und Lukoil zurückziehen!
- Gewinne aus der Ausbeutung von russischen Öl- und Gasquellen müssen für den Wiederaufbau der Ukraine eingesetzt werden!
- Übergewinne von Wintershall Dea müssen abgeschöpft und in den sozial gerechten Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden!
Wintershall Dea schloss 1990 mit der staatlichen Gazprom erstmals eine Vereinbarung über eine „langfristige Zusammenarbeit.“ Seitdem arbeitet das Unternehmen mit dem russischen Staatskonzern in Projekten auf der ganzen Welt zusammen. Im Tausch gegen Förderrechte in Westsibirien hat Wintershall Dea Gazprom 2015 – also noch nach der russischen Annexion der Krim – den größten deutschen Gasspeicher in Rehden sowie weitere, systemrelevante Gasinfrastruktur in Deutschland überlassen.

Das in Russland geförderte Erdgas und Erdöl verkauft Wintershall Dea auch an Gazprom, so dass der Kreml über die direkte Kontrolle dieser Energieträger verfügt. Mit 148 Millionen Euro an Steuern, die Wintershall Dea im Jahr 2021 in Russland zahlte, finanziert der Konzern auch die Aggression der russischen Armee mit.
Update Nov. 2022: Recherchen von Spiegel und ZDF enthüllen Verbindung zwischen Wintershall-Gasförderung und russischen Kampfflugzeugen: Wintershall Dea verkauft an Gazprom große Mengen Gaskondensat, eine erdölähnliche Flüssigkeit, die zur Herstellung von Flugzeugtreibstoff verwendet werden kann. Gazprom wiederum beliefert eine Reihe russischer Luftwaffenstützpunkte an der ukrainischen Grenze mit Kerosin – darunter Morozovsk und Woronesch, wo SU-34-Kampfflugzeuge stationiert sind. Diese sind laut Menschenrechtsgruppen in Kriegsverbrechen in der Ukraine verwickelt, darunter ein Angriff auf Zivilistinnen und Zivilisten in Tschernihiw am 3. März, bei dem 47 Menschen getötet wurden.
„Es ist absolut unverantwortlich, dass Wintershall Dea und Gazprom weiter kooperieren und dadurch Putins Krieg finanzieren. Wir fordern, dass Wintershall Dea sofort seine Verbindungen zu Gazprom und Russland kappt.“
– Sonja Meister, Urgewald

Wintershall Dea gehört ein Anteil von 15% der Pipeline Nord Stream (51% liegen bei Gazprom) und hat Nord Stream 2 finanziert. In den ersten drei Monaten von 2022 haben die Leitungen von Wintershall Dea über 28 Milliarden Kubikmeter russisches Gas durch Deutschland transportiert. Der Wert dieses Gases beläuft sich auf der Grundlage der monatlichen Preisangaben der Bundesregierung auf über 14 Milliarden Euro. Wintershall Dea hält die Produktion in seinen Joint Ventures mit Gazprom und Lukoil in und außerhalb Russlands trotz des Kriegs in der Ukraine aufrecht.
Der Chemieriese BASF hat als Mehrheitseigner im Jahr 2021 fast eine halbe Milliarde Euro als Dividende von Wintershall Dea ausgeschüttet bekommen. Kein Wunder, dass BASFs Vorstandschef Brudermüller zu den prominentesten Stimmen in Deutschland gegen ein Gasembargo gegen Russland gehört.